Jubelnder Philipp BOY (SC Cottbus) |
Vor einer verblüffend großen Kulisse von über 5.000 (!) Zuschauern im Berliner Velodrom gewann der Cottbusser Philpp BOY die erste nationale Olympiaqualifikation der deutschen Turner.
In Abwesenheit des eine Auszeit nehmenden Fabian Hambüchen verwies er mit 89,550 Punkten den als überaus mehrkampfstark geltenden Saarländer Eugen Spiridonov (87,700) sowie seinen Lausitzer Klubkameraden Robert Juckel (86,200) audf die Plätze.
Mit fast drei Punkten Vorsprung düpierte bei den Frauen die mit 32 Jahren älteste Weltklasseathletin Oksana TSCHUSSOWITINA mit 60,050 die gesamte und im Durschschnitt fast 1 1/2 Jahrzehnte jüngere deutsche Konkurrenz:
Die beiden Tübingerinnen Marie-Sophie Hindermann (57,100) und Kim Bui (57,00) kamen auf die Plätze 2 und drei. Die vom Publikum stark unterstütze einzige Berlinerin Katja Abel, (25) wurde mit einigen Instabilitäten trotzdem noch Vierte ...
Phlipp Boy: ... mit sich und der Welt zufrieden! |
"Das war für mich wie eine Freischaltung im Kopf"
Ein absolut erleichterter Philipp Boy lehnte sich nach seinem ersten kompletten Sechskampf seit den mit Team-Bronze abgeschlossenen Weltmeisterschaften vergangenen September froh zurück, dachte aber bereits an die folgenden zwei Wochen: "Jetzt wird absolut gepowert.....", und beschrieb damit den Zustand, endlich mal eine Wettkampf-Vorbereitungsphase ohne Verletzungen, Operationen, Rehabilitation und vorsichtigem Wiederaufbau erleben zu können, deren schmerzliche Abfolgen, verursacht durch langwierige Schulterprobleme, ihn in den vergangenen WM-Vorbereitungsphasen so oft gequält hatten.
Die neue Zufriedenheit stammte aus seinem vielbejubelten und ausgeglichenen Mehrkampf des heutigen Tages, ...
Siegerehrung, Männer, Velodrom |
... mit dem Highlight seiner Tageshöchstwertung am Reck (15,900) und der dort wiedergewonnen Sicherheit bei seiner Adler-Markelow-Verbindung, wo er " ... auch im Kopf... " wieder die noch zur EM in Lausanne sichtbaren Verunsiicherungen überwunden zu haben glaubt! Immerhin stolze 1,8 Punkte Vorsprung hatte Boy zu dem mehrkampfstarken Eugen Spiridonov.
"Ich möchte gern in Peking neben Fabian Hambüchen der zweite Mehrkämpfer des deutschen Teams sein", wagte Philipp schon einen Blick voraus. Mit seinen 89 Punkten läge er da bereits schon im vorsichtiz zu prognostizierenden Bereich einer Final-Qualifizierung.
Aber zuvor kommen in zwei Wochen noch die als 2. Olympiaqualifikation ausgeschriebenen Deutschen Meisterschaften in Chemnitz, wo Boy erstrangig - und dann im mit Spannung zu erwartendem Duell mit Fabian Hambüchen - seine hier in Berlin gezeigte Mehrkampfleistung bestätigen will. Für die tags zuvor zu absolvierende Abi-Prüfung in Geschichte muss er natürlich auch noch viel tun; dies erscheint ihm aber in der angenehm zurückhaltenden Euphorie des heutigen Tages als das nur kleinere Problem...!
1. WM-Qualifikation 2008
- Berlin, Velodrom, 24. Mai -
* M e h r k a m p f, Männer
1. Philipp Boy (SC Cottbus) 89.550
2. Eugen Spiridonov (TV Bous) 87.700
3. Robert Juckel (SC Cottbus) 86.200
4. Nguyen 86.150, 5. Liebrich 83.550; 6. Schmidt 83.100
7. Wirt 82.050; 8. Taranu 81.900; 9. Fahrig 81.300
10. Bretschneider 76.550; 11. Weber; Viktor 75.300
> Detaillierte Resultate, Mehrkampf, Männer
Allem voran: Uneingeschränkte Bewunderung!
Diese ungewöhnliche Ausnahmeathletin Oksana Tschussowitina ist und bleibt ein Phänomen. Noch bis heute verursachen ihre fast 33 Lebensjahren - von denen sie 28 mit zielgerichtetem Turnen verbracht hat - im Zusammenhang mit ihren derzeit präsentierten Leistungen selbst bei Kennern der Turnszenerie einerseits ungläubiges Kopfschütteln, andererseits absolute Hochachtung. Wenn auch ihre knapp drei Mehrkampfpunkte Vorsprung heute zu über zwei Dritteln allein aus ihrem Weltklasse-Sprungresultat (15,700) stammen:
Oksana Tschussowitina (2.v.r.) inmitten ihrer wesentlich jüngeren Konkurrenz |
Derzeit kommt eben niemand aus dem Kreise der nationalen Konkurrenz an dieses Musterbeispiel an professioneller Einstellung heran!
Dass es natürlich mehr als bedenklich ist, dass - pardon - die gesamte übrige, zumeist weit über ein Jahrzehnt jüngere nationale Konkurrenz ihr nicht das Wasser reichen kann, mag, was deren Entwicklungsstand angeht, zwar bedenklich erscheinen, die Anerkennung für diese absolute Ausnahmeerscheinung, die bereits vor 20 Jahren in der UdSSR Landesmeisterin war, drei Jahre später mit 15 Jahren ihren ersten WM-Titel holte, mindert dieses Urteil absolut nicht - im Gegenteil!
Joeline MÖBIUS, Trainerin Gaby Frehse: ... hoch motiviert für die Meisterschaften im heimischen Chemnitz! |
Cheftrainerin Ulla Koch war vor allem zufrieden mit Anja Brinker, die am Stufenbarren ein tolles Comeback nach ihrer Fuß-Operation feierte:
«Mit dieser Übung kann sie der Mannschaft in Peking helfen», so Koch!
Die 17-Jährige aus Herkenratherin erhielt für ihre Übung mit 15,40 Punkten die Tageshöchstnote an diesem Gerät und übertraf damit sogar die WM-Fünfte Marie-Sophie Hindermann, die ihren Abgang nicht in den Stand brachte.
Pech hatte die extra aus den USA eingeflogene Daria Bijak, die sich im zurückliegenden Jahr dort mit College-Wettkämpfen in Form hielt. Eine heftige Überdehnung im Kniebereich schon beim Einspringen führte zum späteren Wettkampfabbruch ...!
" ... schade, denn sie war wieder gut in Schwung», bedauerte Koch
Ronny Ziesmer, immer dicht dran: |
Anders als bei den Männern, wo sich bei der letztlichen Nominierung für die Olympischen Spiele 1. zu 2. Olympiaqualifikation wie 40 : 60 % verhalten sollen, sieht die anteilige Bewertung bei den Frauen Berlin : Chemnitz, wie 20 : 80 % vor.
Somit fielen die noch ziemlich häufigen Instabilitäten bei den jungen Damen heute noch nicht so ins Gewicht, so dass die Devise der mit den Leistungen ihrer fünf Mädchen heute recht zufriedenen Chemnitzer Trainerin Gaby Frehse wohl für die nächsten zwei Wochen für alle gilt: " ... Stabilität, Stabilität, Stabilität!"
. ... und lakonischer Kommentar des Ex-Nationalturners Ronny Ziesmer, der hier als journalistischer Beobachter und künftiger Olympia-Co-Kommentator des ZDF am Rande das Geschehens der Männer resümierte: " ... naja, da hatte Bundestrainer HIrsch in früheren Jahren bei vergleichbaren 1. Qualifikationen sicher ein paar Sorgenfalten mehr, als heute. Hier sollte man schon eine schlagkräftige Mannschaft draus basteln können!"
- ehe - / Gymmedia
1. WM-Qualifikation 2008
- Berlin, Velodrom, 24. Mai -
* M e h r k a m p f, Frauen
1. Oksana Tschussowitina (TTT Köln) Chusovitina 60.050
2. Marie-Sophie Hindermann (TSG Tübingen 57.100
3. Kim Bui (TSG Tübingen) 57.000
4. Abel 56.850; 5. Möbius 54.750; 6. Herbst 52.850
7. Brunner 52.650; 8. Hänel 52,100; 8. Hill 52.100
10. Hamann 50.450; 11. Bijak 27.850; 12. Brinker 15.400
> Detaillierte Resultate, Mehrkampf, Frauen
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* ... mehr zu diesem Wettkampf lesen Sie auch in einer thematischen >> GYMmedia-Vorschau mit spezieller Sicht auf die sächsischen und rheinischen Turnerinnen.