Der Turn-Weltverband FIG stellt in diesen Wochen mit seinem aktuellen Turn-Weltkalender einen eher zweifelhaften Rekord* auf: Niemals zuvor gelang es, innerhalb von nur 4 Wochen sechs Weltcup-Veranstaltungen (!!) durchzuführen:Nur drei Tage nach Stuttgart begann gestern in Birmingham bereits der 3. von vier A-Weltcups (Mehrkampf) und parallel dazu veranstaltet die FIG in Doha bereits den dritten sog. Challenge Cup (Einzelgeräte).
→ Den Wettkampf der Frauen gewann am Abschlusstag in Birmingham Russlands Angelina MELNIKOWA (54,465), gefolgt von der US-Amerikanerin Margzetta FRAZIER (53,932) und vor Lokalmatadorin Alice KINSELLA (53,099). Sarah VOSS (GER) wurde nach Patzern an Barren und Balken Achte ...
→ Den Sieg bei den Männern in Birmingham holte sich im abschließenden Durchgang der Japaner Shogo NONOMURA (84,797), der vor 7 Jahren als 18-Jähriger überraschend den DTB-Pokal 2011 gewonnen hatte - diesmal äußerst knapp vor dem Russen Nikita NAGORNI (84,731) und dem Briten James HALL (83,531). Bei seinem erst zweiten Mehrkampf nach den Olympischen Spielen von 2016 kam Marcel Nguyen leider durch seine "chronische Pauschenpferdschwäche" (11,833) über den 6. Rang nicht hinaus (81,232).
* ... detaillierte Informationen unter ►► www.gymmedia.com
.
)* GYMmedia KOMMENTAR --:
Diese extreme Häufung und der frühe Saisonzeitpunkt der Events widersprechen zutiefst dem Charakter der komplexen technisch-kompositorischen Sportart Kunstturnen, so dass die Eventserie durch die Top-Stars der Szene objektiv gar nicht wahrgenommen werden können.Leider nimmt dadurch aber der Grad der Beliebigkeit resp. "Unerheblichkeit" solcher Wettbewerbe bedenklich zu, denn wenn man "Champions"-Leagues kreieren möchte, ist dies eben ohne die Beteiligung der wahren "Champions" der Szene nur schwerlich möglich. Somit wird durch diese unglückliche Konstellation des Weltturnkalenders auch eine sinnhafte mediale Verwertung der Sportart erheblich behindert! So ist es dringlichst an der Zeit, dass sich der Weltverband, der durch seinen neuen Präsidenten Watanabe ja einschneidende Veränderungen angekündigt hat, sich in erster Linie kritisch seinen Turn-Weltkalender vornimmt!
Auch eine sog. FIG-Gesamt-"Weltrangliste 2018" stellt sich somit als eine Farce dar, denn ...:
- Weil er der einzige Turner war, der an den drei von vier Weltcups teilnahm, allerdings "nur" auf den Plätzen 7./ 4. und 5. kommt der Chinese SUN Wei vor dem letzten A-Weltcup im April in Tokio auf die bisher höchste Punktzahl von = 115 Punkten.
- Der Brite James HALL (2. American Cup; 3. Birmingham) kommt bei 2 Teilnahmen nur auf Rang 2: = 110 Punkte.
- Der Ukrainer Petro PACHNIUK (3. Am. Cup; 5. DTB-Pokal) ist Dritter mit = 90 Punkten
- Marcel NGUYEN wird mit 2x Rang 6 sogar noch Vierter = 70 Punkte,
und das v o r den drei Weltcupsieger MOLDAUER (USA), BELJAWSKI (RUS) und NOGOMURA (JPN), die aber nur je 1x teilnahmen und je =60 Punkte erhielten.
Auch das Ranking bei den Frauen (Melnikova= 105 vor Seitz= 90) ist eigentlich ohne jeglichen Publizitätswert, weil ohne Aussage!
Die FIG sollte tunlichst vermeiden, solche sportlich nichtssagende "Rankings" überhaupt zu veröffentlichen oder gar als "WORLD RANKING" (?) zu bezeichnen.
Nicht nur in Journalistenkreisen macht man sich da (leider) nur lächerlich. Die Athleten allerdings haben als Letzte eine solche Beurteilung verdient!
... oder noch besser:
Das Kunstturnen bedarf dringlichst einer Revision seines Weltturnkalenders und e i n e aussagekräftige WELTRANGLISTE des KUNSTTURNENS, die dem komplexen Charakter dieser Disziplin gerecht wird.
(c) gymmedia / E. Herholz