ENKENBACH-ALSENBORN
(ku). Die Entscheidung ist gefallen:
Der Pfälzer Turner Bund (PTB) wird den Betrieb am
Landesleistungszentrum in Oppau zum Jahresende einstellen und das Gebäude
an den Landessportbund zurückgeben.
Das beschlossen gestern 164 Delegierte nach über zweistündiger
hitziger Diskussion. Dagegen stimmten 48 Delegierte. Rufe nach einem
krisenstabsähnlichen Ausschuss und dem Aufschub der Entscheidung um
sechs Monate wurden nicht mehr erhört.
Gestern Abend in der Rudi-Müller-Turnhalle in
Enkenbach:
Großer Andrang der 250 Delegierten aus über 60 pfälzischen
Turnvereinen, Tische müssen herangeschleppt werden, der Außerordentliche
Verbandstag beginnt verspätet. Nachwuchsturner halten Plakate (¸¸Ohne
Leistungszentrum und qualifizierte Trainer kein Leistungssport")
hin, kämpfen mit Worten für den Erhalt des Kunstturnens im
Landesleistungszentrum und für ihre Trainer. Und sie zeigen auf der Bühne
unter Beifall ihr großes Können.
Das Thema ist brisant:
Das 1974 eröffnete Zentrum muss renoviert und modernisiert werden, die
Betriebskosten sind schon
jetzt
erdrückend, aber der Pfälzer Turnerbund, der das Haus vor
knapp drei Jahren vom Landessportbund übernahm, ist längst an
seinen finanziellen Grenzen angelangt.
Den Vorschlag des Verbandspräsidiums
trägt Vize-Präsident Heinz Christmann noch einmal vor:
1,50 Euro pro Mitglied und Jahr sollen die Vereine an den
Verband mehr bezahlen, nur dann könne es in Ludwigshafen-Oppau
weiter gehen.
Aber Christmann warnt: ¸¸Ich habe die Befürchtung, wenn ihr
zustimmt, ist das Ende der Fahnenstange immer noch nicht
erreicht." Und er erhält warnenden Beistand von Wolfgang
Werbick vom TB Assenheim: ¸¸Die meisten Sanierungen werden
doch viel teurer als angenommen."
Es wird deutlich: Die Verbandsspitze will das Zentrum schließen,
finanziellen Ballast abwerfen. Fürsprecher für den
Leistungssport und das Zentrum finden sich am Vorstandstisch
nicht. |
TB Oppau -
Traditionsverein des Olympiaturners Philipp Fürst
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Da müssen
schon die Vereine in der Argumentation ran, die es hauptsächlich
nutzen, die TSG Grünstadt und der TB Oppau.
Weber
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Eckhard Weber von der TSG spart nicht mit Vorwürfen
an das Präsidium und den vor drei Jahren eingesetzten
Zentrums-Geschäftsführer Uwe Ullrich: ¸¸Mir kommt das alles
vor, als solle da viel verschleiert werden. Alles, was zu
bereden war, wurde im stillen Kämmerlein beredet."
Weber wie auch TBO-Vorsitzender Gerhard Hunziker versichern den
Delegierten, dass mit der Schließung das Aus des
Leistungssports in der Pfalz programmiert ist. |
Gerhard
Liedy (TSG Haßloch), Landesfachwart für das Mädchenturnen,
springt Weber zur Seite. PTB-Vorsitzender Franz
Selbach: ¸¸Wenn das Zentrum geschlossen wird, müssen auch
unsere hauptamtlichen Trainer gehen." Heinrich Gauf von der VT
Zweibrücken erklärt emotionslos: ¸¸Wir haben 3500 Mitglieder, wir können
eine Erhöhung nicht verkraften." Es wird deutlich, dass die
offenbar ohne Beteiligung von Fachwarten erstellten Konzepte unbrauchbar
sind, wie Landesfachwart Reinhard Ritter moniert: ¸¸Der Verband will
nur schwarz oder weiß, er hat nicht ernsthaft nach Alternativen
gesucht."
(Hervorhebungen/Fotos: gymmedia)
>>
Lesen Sie dazu auch die Interviews mit Betroffenen bzw.
Verantwortlichen:
Siehe GYMmedia-Meldung
vom 11.November 2003
|
.. gelesen
bei:
> back to www.gymmedia.de
"Das
Sterben einer Sportart geht weiter..."
... siehe auch GYMmedia-Meldung vom
30.April:
"TSV
BAYER 04 verzichtet künftig auf Kunstturnen"
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